Warenkorb

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

>> Jetzt Newsletter anmelden <<
gelbe strassenbahn lissabon

Genussreise nach Lissabon

Hauptplatz von lissabon praca do comercio

Auf der Suche nach gutem Essen führt mich die Reise über Silvester  nach Portugals Hauptstadt Lissabon.

4 Tage lang nehme ich die Stadt kulinarisch unter die Lupe – werde ich Italien vermissen ? Oder wird mich die Küche Lissabons so verführen, daß ich bald wiederkommen möchte ? 

Der erste Weg führt mich zum (für mich) obligatorischen Espresso in eine Bar im Zentrum von Lissabon. Es duftet schon aus der Bar-Konditorei bis auf die Straße hinaus. 

pastel-de-nata
herstellung von pasteis de nata lissabon
herstellung von pasteis de nata gebacken

Pastéis de Nata sind eine berühmte Spezialität : kleine Blätterteigtörtchen gefüllt mit Konditorcreme. Die Creme besteht aus Eigelb, Zucker, Milch und Mehl und erinnert geschmacklich leicht an Pudding. Crema Pasticcera in Italien wird ähnlich zubereitet, aber es gibt keine Süßigkeit, die den Pastéis de Nata ähnlich wäre – eigentlich schade. 

In Lissabon steht in den Cafés auch immer ein Zimt – und ein Zuckerstreuer daneben. Die dunkle Verfärbung auf den Törtchen gehört zum gewünschten Erscheinungsbild – die Portugiesen lieben sie und würden sie auf keine Fall anders haben wollen. 

Laut Informationen meines Stadtführers Henrique ißt jeder Portugiese mindestens 1-3  Stück Pastel de Nata pro Tag: zum Frühstück, nach dem Mittagessen, nach dem Abendessen, zwischendurch – ein Pastel paßt zu jeder Tageszeit 😉.

Was für einen Stellenwert diese kleinen Köstlichkeiten haben, beweist auch der  Wettbewerb  „O Melhor Pastel de Nata de Lisboa“, der jedes Jahr die besten Pastéis  von Lissabon kürt. 

Mein Törtchen schmeckt wirklich gut, außen knusprige Hülle und innen eine (ziemlich) süsse Cremefüllung. Ich bin in der “Manteigaria Fábrica de Pastéis de Nata”, eine kleine Bäckerei , die nur Pastéis macht. Die Pastéis der Confeitaria de Belém sollen noch besser und nicht ganz so süß sein, führt Henrique weiter aus. Beim nächsten Lissabon-Besuch werde ich mir dort Pastéis gönnen, beschließe ich. Die originalen Pastéis stammen aus dem nahe gelegenen Kloster  Mostéiro dos Jéronimos. Die Nonnen verwendeten im Mittelalter Eiweiss zum Stärken ihrer Klostertracht, für die vielen übrigen  Eidotter brauchten sie eigene Rezepte. Daher auch die Vielfalt an Desserts mit Eidotter in Portugal, klarer Fall von Resteverwertung ! 

 

kaffee-spezialitaeten-geschaeft-lissabon

“Bica” heiß ein Espresso in Lissabon. Ähnlich wie in Italien ist der Espresso stark und kurz. Allerdings habe ich festgestellt, daß Bohnen von ganz anderen Kaffeeanbaugebieten verwendet werden. Aus dem fernen Timor, einer Insel in Indonesien, zum Beispiel. Oder von der Insel São Tomé , die vor der Westküste Afrikas liegt. 

Ganz wie in Italien, trinkt man über den Tag verteilt gern schon mal 4-6 Bicas. Weitere Kaffeespezialitäten sind: 

Bica Cheia – langer Espresso mit Wasser 

Café duplo – doppelter Espresso 

Italiano (!!!) – kurzer Espresso , auch Café curt0 genannt 

Café pingado – Espresso mit einem Tropfen Milch, entspricht dem Espresso macchiato 

Café com cheirinho (“mit Duft”) – Espresso mit Schnaps oder Whisky angereichtert, in Italien ein Caffé corretto (“korrigierter” Espresso) 

In der Casa Pereira Da Conceiçäo , einem Loja com Historia (Ort mit Geschichte – mehr dazu später), bekommt der Kunde Kaffeesorten aus der ganzen Welt. Das tradtionsreiche kleine Geschäft ist entzückend eingerichtet.

Im Mittelpunkt steht (derzeit) eine Schokoladen-Strassenbahn. Die Linie 28 der Lissaboner Strassenbahnen ist ein “must” für jeden Touristen. Sie schlängelt sich hügelauf- und hügelabwärts durch das Zentrum Lissabons, oft durch Gassen, die für den Autoverkehr zu schmal sind. Leider ist der Ansturm auf die Linie 28 so hoch,daß man stundenlang darauf warten kann, einen der begehrten Plätze in der Strassenbahn zu bekommen. Außerdem wird dringend vor Taschendieben gewarnt. Fotogen sind die alten Wagons allemal, auch wenn sie “nur” aus Schokolade sind. 

Während meines Aufenthalts in Lissabon habe ich so oft “Bica’s” bestellt, daß man mich schon für eine Portugiesin hielt … Die Espresso in Lissabon brauchen den Vergleich zu denen in Italien nicht scheuen, ganz im Gegenteil. Das Land hat Kaffeetradition und weiß mit den Bohnen umzugehen. 

schokolade-strassenbahn-lissabon

Zum Vergleich – unten das Original. Die Fahrer der Straßenbahnen in Lissabon werden  “guarda frejos” genannt, Bremsenhüter. Die Steigungen der Straßen machen ständige Bremsmanöver notwendig! 

gelbe strassenbahn lissabon
bolo-rei-weihnachtskuchen-portugal

Der “bolo rei” gehört zu Weihnachten in Portugal wie der Panettone in Italien. Die beiden Kuchen haben auch einige Gemeinsamkeiten. “Bolo rei” heißt übersetzt Königskuchen. Die runde Form symbolisiert eine Königskrone  und erinnert an  die Geschenke der Heiligen 3 Könige an das Jesuskind.

Der Germkuchen mit kandierten Früchten und Nüssen ist kompakter und mit mehr Früchten gefüllt als der italienische Verwandte. Der Germteig für den “bolo rei” muss  einen Tag lang aufgehen, wohingegen der Teig für Panettone mindestens 3 Tage braucht. Nach einem Test des “bolo rei” ist für mich klar: ein guter Panettone kann durch nichts ersetzt werden ! 

In der Conféitaria Nacional , der ältesten Konditorei in Lissabon, wurde der “bolo rei”  der Legende nach erfunden. Hier ein toller Beitrag über die Herstellung und Geschichte des “bolo rei”

 Natürlich war ein Besuch in der Konditorei Pflicht 😋 !  Jede Menge süße Versuchungen, wobei die Torten eher einen  Vergleich  mit  österreichischen Torten nahelegen. Cremefüllungen wie hier kenne ich aus Italien nicht in dieser Fülle und Süße. 

schokokuchen-confeitaria-nacional
bolo-rei-lissabon

Zum Nachtisch, aber auch zwischendurch – eigentlich zu jeder Tageszeit – gönnt sich der Lissaboner einen ganz winzigen Schluck “Ginja”, einem süßen Kirschenlikör

Dieser  Likör “Ginja” wird aus einer speziellen Sorte Sauerkirschen gewonnen. Einem Benediktinermönch haben die Portugiesen das beliebte Getränk  zu verdanken. Er gilt sozusagen als “Großmutter’s Allheilmittel” gegen Krankheiten aller Art. Mit oder ohne Kirschen wird er in ganz kleinen Gläsern in Lissaboner Bars und Strassenständen überall verkauft. Ältere Damen bieten ihn für 1,50€  in den Straßen des alten  Stadtteils  Alfama an und jede hat natürlich  ihr eigenes Geheimrezept zur  Herstellung. 

Mir wurde natürlich auch ein Glas angeboten, in einem kleinen Restaurant, das eigentlich schon geschlossen hatte. Henrique, der mich den ganzen Tag durch die Stadt begleitete, war ganz verzweifelt, da seine Ginja-Verkäuferin des Vertrauens wegen Schlechtwetter nicht auf der Straße stand. Zum Schluß konnte er mir dann doch noch einen Ginja anbieten: nicht hausgemacht, aber von einer traditionsreichen Firma hergestellt. Der Kirschlikör paßte ganz gut, um den regnerischen Tag aufzuheitern! 

Eine weitere Spezialität sind in Dosen eingelegte Fische, vor allem Sardinen. Aber auch Tintenfische, Lachs, Makrele oder Aal. In Öl oder Tomatensauce, natur oder mit Pfeffer oder Zitronenvinaigrette eingelegt, die Auswahl ist riesig.

Fischkonserven waren einst ein wichtiges Exportprodukt Portugals. Nach dem Niedergang der Konservenindustrie kommt es nun seit einigen Jahren wieder zu einer Renaissance des “eingelegten Fisches”.

Tolles Retro-Design in Kombination mit bester Fischqualität – ein nettes Souvenir für alle Daheimgebliebenen! 

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Küche Portugals ist der “bacalhau”, Stockfisch. Das ist gesalzener, getrockneter Kabeljau. Angeblich gibt es für die Zubereitung mindestens 365 Rezepte, für jeden Tag des Jahres eines. Laut einer Statistik ißt der durchschnittliche Portugiese circa 25 kg Bacalhau pro Jahr.

Der getrocknete Fisch muß durch langes, oft tagelanges Wässern entsalzen und eingeweicht werden. Für lange Fischfilets eignet sich die Badewanne bestens – das weiß ich aus eigener Erfahrung. 

In Italien wird Baccala vor allem im Veneto und Ligurien gegessen, berühmt ist der “Baccala alla Vicentina” : drei bis vier Stunden geschmorter Stockfisch mit Sardellen, Petersilie, Parmesan und etwas Milch. 

Die Phantasie der Portugiesen beim Zubereiten von Bacalhaus ist  absolut unerreichbar. Da könnten italienische Köche ruhig mal über den Tellerrand Richtung Westen schauen ! Vor allem die frittierten Bällchen mit Stockfisch-Füllung sind ein absolut toller Happen, gerne  als Vorspeise serviert. 

verkauf stockfisch in lissabon

Bacalhau-Stückchen im frittierten Teigmantel – nicht leicht, aber köstlich . 

frittierte baellchen mit stockfischfuellung

Die Restaurantlandschaft in Lissabon ist sehr vielfältig und die Auswahl an Lokalen  überwältigend groß, wenn man bedenkt, daß Lissabon nicht zu den größten Hauptstädten Europas zählt. Der Einfluss aus den ehemaligen Kolonien Portugals wie Angola, Mozambique und die Kapverdischen Inseln bereichert die Speisekarten mit Gerichten wie Hühnchen mit Piri-piri oder mit Erdnuss-Sauce. 

Auch die lange Herrschaft durch die Mauren hinterließ ihre Spuren, viele Desserts sind sehr sehr zuckerreich. 

Der Portugiese geht gerne auswärts essen, am liebsten mit seiner Familie oder mit Freunden. Wie in Italien kann das Essen mehrere Stunden dauern. Und die Portugiesen lieben nicht nur gute Küche an und für sich, sie lieben Traditionen und Erinnerungen. 

Für Vegetarier ist das Angebot noch überschaubar, denn die portugiesische Küche stützt sich auf Fisch und Fleisch und ist meist deftig, mit viel Knoblauch gewürzt. 

Vor einigen Jahren startetet man in Portugal eine Kampagne, um die traditionelle Küche weltweit bekannt zu machen und für den Tourismus zu nutzen. Die 7 “kulinarischen Wunder Portugals” wurden landesweit mittel groß angelegter  Umfrage in der Bevölkerung ausgesucht : 

• Alheira de Mirandela – eine aus Nordportugal stammende Wurstspezialität

• Queijo Serra da Estrela –  Käse, der in der Region des  portugiesischen Zentralgebirge Serra da Estrela hergestellt wird

• Caldo verde – eine ursprünglich aus Nordportugal stammende Grünkohlsuppe, in ganz Portugal beliebt

• Sardinha assada – gegrillte Sardinien, die ursprünglich aus Lissabon und Setúbal stammen 

• Arroz de marisco – eine Art Risotto mit Meeresfrüchten,  ursprünglich aus den Regionen Estremadura und Ribatejo stammend

• Leitão da Bairrada – Spanferkel aus der Bairrada, einer Gegend in der Provinz Beira Litoral

• Pasteis de Nata  –  die portugiesischste Süßspeise überhaupt

Typisch das Gericht “Amêijoa a Bulhao Pato“: Venusmuscheln mit Koriander – sehr empfehlenswert (Restaurant 5Oceanos).  Frischen Koriander findet man in vielen Gerichten wieder, er schmeckt einfach köstlich. Interessant, daß die italienische Küche dieses Gewürz weitgehend ignoriert. Keine Chance gegenüber Rosmarin! 

Die jungen Köche Lissabons gehen oft neue Wege: mein  Dessert mit Gurke “Pepino e Merengue” genannt (Restaurant The Decadente). 

Tolles Dessert mit Zitrone “Cremoso da Madeira” (Restaurant Bistro4). 

Getestet und für gut befunden 😊: 

The Decadente, Rua de Sao Pedro de Alcantare 81, Lissabon www.thedecadente.pt 

5 Oceanos Lisboa, Doca de Santo Amaro Armezem 12, Lissabon www.5oceanos.pt 

Bistro 4, Rua do Gorgulho 2, Lissabon 

Schön zum Übernachten: 

As Jalenas Verdes , schöne Dachterrasse mit Blick auf den Fluss Tejo. Zu Silvester kann man die Feuerwerke diesseits und jenseits des Flusses bestaunen. Sehr gutes Frühstück und sehr zuvorkommendes Personal. Zimmer mit Blick auf den Fluss anfragen! 

Traditionsreiche Geschäfte in Lissabon  finden Sie unter  lojascomhistoria. Stundenlang konnte ich  durch die Innenstadt Lissabons spazieren und charmante Orte entdecken – lassen Sie sich ebenfalls inspirieren!

Absolut sehenswert das neue Erdbebenmuseum: Quake  Ein 2023 eingeweihtes Museum, interaktiv, das große Erdbeben von 1755 wird den Besuchern auf spektakuläre Weise nähergebracht. 

Wenn ich  das erste Mal in einer für mich neuen Stadt bin, gönne ich mir gerne den kleinen Luxus einer privaten Führung. Auch in Lissabon hat das mit “withlocals.com”  super funktioniert (hier der link  zu meinem  local guide). Mein Guide Henrique ist stolzer nationalbewußter Portugiese  und ist  ein Quell des Wissens, ob es nun aktuelles Tagesgeschehen, Literatur, Geschichte oder Kulinarik betrifft. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Henrique, der mir seine Stadt mit so viel Enthusiasmus gezeigt hat – muito obrigada! 

Blick auf  die Gallerien am Hauptplatz Lissabons, dem Praca do Comercio. Nachdem das schreckliche Erdbeben von 1755 große Teile Lissabons und auch den königlichen Palast in Schutt und Asche verwandelt hatte, erbaute man hier Kolonnaden nach dem Vorbild norditalienischer Renaissance-Städte wie Ferrara, Padua oder Mantua

platz mit mosaik lissabon

Lissabon ist auch berühmt für die schöne Gestaltung öffentlicher Plätze. Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Erdbeben von 1755 gab den Stadtvätern die Möglichkeit, nun breite Strassen und große Plätze neu anzulegen und mit herrlichen Mosaiken zu verschönern. International am bekanntesten  ist das Wellen-Motiv “Mar Largo“, weites Meer.  Rio de Janeiro kopierte es zum Beispiel auf der Strandpromenade der Copacabana. 

Tolle Werbung auf einem historischen Palast in der Innenstadt von Lissabon. So lasse ich mir Werbung gefallen 😉 ! 

Im interaktiven Erdbebenmuseum “Quake” in Lissabon wird den Besuchern das Phänomen Erdbeben  nahe gebracht. Mit modernen Simulatoren, Video-Mapping und immersiver 4D-Technologie kann man das Erdbeben von 1755 fast “live” miterleben : als Besucher der Heiligen Messe am 1.Dezember 1755  bricht um den Besucher herum die gesamte Kirche zusammen und geht in Flammen auf.

Das große Erdbeben in San Francisco 1906 wird so nachgestellt, daß man die Erdstöße selber spüren kann. 

Da Portugal weiterhin  erdbebengefährdet ist, wird das Thema sehr ernst genommen. 

restaurant nicola lissabon

Fazit: Lissabon muss man gesehen haben. Und nicht nur ein Wochenende lang – diese faszinierende Stadt mit soviel Kultur und Geschichte verdient einen mehrtägigen Aufenthalt! 

Ich überlege gerade, ob ich nicht einen Kochkurs in Lissabon machen sollte – vielleicht hat der Starkoch Vitor Sobral einen Platz für mich in der Küche ? Er hat ein Kochbuch mit 500 Kabeljau-Rezepten herausgebracht: “As Minhas Receitas Bacalhau” – einfach faszinierend! 

Zum Weiterlesen hier noch ein sehr interessanter Link zu einem Reiseblogartikel : “Die Küche von Portugal”  

Historische Fakten  zur Stockfischtradition  in Portugal und Italien: “Die Geschichte eines Gerichtes – Stockfischcreme”